Montag, 26. September 2011

Gesehen: "Die süßesten Früchte" im Theater Chambinzky

"Man will nicht nur glücklich sein, sondern glücklicher als die anderen.
Und das ist deshalb so schwer, weil wir die anderen für glücklicher halten, als sie sind".

Hat schon der gute alte Baron de Montesquieu mal gesagt.
Claudia jedenfalls denkt auch, dass Sarah viel glücklicher als sie selbst sein müsste. Denn die ist schließlich mit Georg zusammen, und der ist ja so herrlich spontan und für jeden Spaß zu haben.
Sarah wiederum würde sich gern wieder einmal mit Georg unterhalten, ohne dass dabei dessen Aktionskünster-Ich mit Rittersprache und Kampfaktionen auf Gummiburgen im Stadtpark dazwischen kommt. Macht aber nichts, dass das mit Georg nicht so gut klappt, denn schließlich gibt es ja noch den ruhigen, besonnenen Buchhalter Michael - der natürlich mit Claudia liiert ist.
Der hat auch eine tolle Idee: Wenn hier jeder denkt, er würde mit dem Partner des anderen viel besser durchs Leben kommen, dann könnte man doch einfach mal
... TAUSCHEN!

So richtig ernst meint der Herr Buchhalter das zwar offenbar nicht, aber da hat er nicht mit Claudia und Georg gerechnet - die finden das nämlich echt ziemlich prima. Und weil sich hier schließlich keiner was nachsagen lassen will, ist der Deal dann bald perfekt: "Frauentausch meets Männertausch" gleichzeitig würde man das im deutschen Fernsehen wahrscheinlich nennen. Wie sich Sylvia Legner (Christina von Golitscheck), Julian Putz, Sebastian Schubert und Silke Weller (Sandra Müller Barthelmes) dabei anstellen, lässt einem zwischen Luftanhalten und Losprusten eigentlich nicht wesentlich viel Zeit zum Atmen. Macht aber nix, die Luft des Nachbarn ist ja eh die besser beschnupperbare ;-)

Wer wissen will, ob "Die süßesten Früchte" wirklich immer nur bei den anderen im Garten wachsen, der sollte schleunigst ins Chambinzky gehen und sich das gleichnamige Stück von Peter Vögel in der Inzenierung von Gwendolyn von Ambesser ansehen. Ich war schon begeisterter Gast in der Premiere und rate an, bald Karten zu reservieren. Das geht auch ganz schnell über die HP des Theaters Chambinzky per Mail oder auch mit dem Telefon.

Sonntag, 18. September 2011

Gesehen: "Feuergesicht" in der WerkstattBühne

Kurt, jüngster Sohn eines ganz normalen Elternpaares, ist mitten in der Pubertät. Die ist jedoch ganz anders, als man das normalerweise vermuten dürfte: Thomas Lazarus zeigt in seiner Inszenierung von "Feuergesicht" alle Abgründe einer Entfernung vom Menschsein. Kurt entwickelt sich zum Zerstörer, will auf seine Art allen Konventionen und Erwartungen an den Sohn entfliehen.
Ich habe zuweilen den Eindruck, seine ältere Schwester Olga ist Auslöser für alles: An Kurts ersten Sexualerfahrungen, an seiner Angst vor dem Erwachsenwerden, an seiner Sehnsucht, Reinigung durch Feuer zu erfahren. Kurt verachtet zusehends seine Familienmitglieder, wird verschlossen und zieht sich zurück. Was als Zündelei oder wie die ganz normale Suche nach sich selbst beginnt, wird aber am Ende der zerstörerische Wille zu Freiheit als Freibrennen von dem "Werden wie die Anderen". Olga, die selbst verwirrt ist und nicht weiß, wohin sie gehört, zieht er mit sich, während die Eltern zusehends an keines ihrer Kinder mehr herankommen und hilflos zusehen, wie die Kinder sich entfernen.

In Feuergesicht schaut man der Entwickung einer Psychose und dem krankem Verschließen vor der Welt zu, fühlt sich genauso hilflos wie Eltern und Umfeld, versucht zu begreifen, kann aber kaum nachvollziehen.

In der gestrigen Premiere der zweiten Spielzeit brilliert Florian Waidmann als Kurt, hat jedoch mit Christina Strobel als Olga, Dennis Meinert als deren Freud Paul sowie Dagmar Schmauß und Uwe Bergfelder als verzeifeltem Elternpaar ein nicht minder überzeugendes Ensemble an seiner Seite.

Fazit: Unbedingt sehenswert und wirklich ein Grund, der WerkstattBühne mal wieder einen Besuch abzustatten - nur starke Nerven sollte man mitbringen. Und damit rechnen, dass man danach von sämtlichen Kinderwünschen Abschied nehmen wird ;-)

Termine: MI 13, FR, 15, SA 16, SO 17, MI 20, FR, 22, SA 23, SO 24, MI 27, FR 29, SA 30 Beginn der Vorstellungen ist jeweils um 20 Uhr. Mehr Infos gibt es auf den Seiten der WerkstattBühne.

Donnerstag, 8. September 2011

Gelesen: Das Lotterleben des Mäuserichs Frederick

Da sieh mal einer an: Hab mal wieder was zu lesen gefunden, dass ich schon fast vergessen hätte. Manch ein Klassiker aus der Jugend hat sich offenbar bis heute in den Bestsellerlisten gehalten. Dazu gehört auch die haarsträubende Story von einer faulen, dreisten, auf Kosten anderer lebenden Maus namens Frederick. Als Kind habe ich die Geschichte immer ganz toll gefunden - als Erwachsene sehe ich die ganze Sache jetzt etwas anders. Die Geschichte geht etwa folgendermaßen:
Als es Herbst wird - wie gerade jetzt - sammeln alle Mäuschen fleißig Vorräte und wollen gemeinsam durch den Winter kommen. Das ist viel Arbeit, und alle packen fleißig mit an.
Nur eine Maus ist faul und tut rein gar nichts, liegt in einer Mulde herum und sammelt nix. Das ist passenderweise der Held der Geschichte - Frederick.
Frederick ist weit entfernt von jeglichem Fleiß oder Disziplin, und dass seine Kameraden sich die Pfoten wundsammeln, interessiert ihn nicht die Bohne. Frederick behauptet hartnäckig, er sammle Sonnsntrahlen, Bilder und Erinnerungen. Er lässt sich also die Sonne auf den Bauch scheinen, vertröstet seine Freunde, faulenzt herum und die anderen Mäuschen geben kopfschüttelnd nach und sammeln so gut es geht für ihn mit, damit auch der Spinner durch den Winter kommt.

Es kommt natürlich, wie es kommen muss: Im Winter gehen die Vorräte zu Neige (frisst ja schließlich einer mit, der nichts rangeschafft hat) und dann sitzt die ganze Mäusebande dumm da.

Würde es sich jetzt um ein Fachbuch handeln, würde an dieser Stelle wohl kindgerecht erklärt, warum so manches Tier eben frei nach Darwin (ganz frei nach Darwin) die kalte Jahreszeit nicht übersteht.
Ist aber kein Fachbuch, deshalb folgender Plot: Frederick erwacht natürlich am schlimmsten Punkt der Hungers- und Kältenot aus seiner Faulheitsstarre und erzählt den Mäusen von seinen gesammelten Sonnenstahlen und Sommererinnerungen. Damit kommt die ganz Bande dann durch den Winter.
Aha.

Also ehrlich, eine schönere Ode an die Faulheit und eine bessere Animation, mal besser die anderen für sich ranschaffen zu lassen, bevor man selbst einen Finger krumm macht, habe ich bisher noch nicht gefunden. Vielleicht ist Frederick ja der Grund, warum sich in meiner Alterklasse verdächtig viele Philosophen befinden, die ähnliches wie diese arbeitsscheue, dreiste und faule Maus von sich geben.

Heute würde man Kindern die Geschichte hoffentlich anders erzählen: Nachdem Frederick sich in seiner Mulde den ganzen Herbst die Eier geschaukelt hat, sterben die Mäuse im Winter fast weg. Die Mäuse verzeihen ihm aber, weil der Frühling dann plötzlich kommt, und Frederick ist geläutert. Das Buch könnte damit enden, dass Frederick im nächsten Herbst der fleißigste Sammler von allen wird, weil er verstanden hat, dass man sich gegenseitig helfen muss und nicht die anderen für sich arbeiten lassen darf. Weil alle sammeln, sollen die Mäuse in Gottes Namen dann zusammen Pause in der Mulde machen und sich da zwischen den Vorratsarbeiten die Sonne auf den Bauch scheinen lassen.

Das wäre eine lehrreiche Geschichte. Und das hier war das Wort zum Freitag. Gute Nacht. ;-)

Sonntag, 4. September 2011

Wie man beruhigt altert: Midlife Club Live-Event im Hofkeller

Ich dachte ja immer, mir Ü-30 bin ich jetzt in die Liga der Erwachsenen aufgestiegen. - Tja, vertan, denn Ü-40 ist jetzt offenbar viel mehr IN. Da gibt es nämlich dann die wirklich erwachsenen Veranstaltungen, und glücklicherweise bin ich da nicht so und hab sogar Freunde, die schon Ü-40 sind und mich zu sowas sogar mitnehmen ;-).
Deshalb schlich ich mich am Freitag ins Midlife-Club Live-Event ein und genoß im Ambiente des Würzburger Hofkellers gleich vier Bands. Besonders cool fand ich Paul Rose & Band, die mit Blues-Rock aufschlugen und wirklich fein was an der Gitarre konnten und mir nach anfänglicher Tanzstarre dann doch auch körperlich was abverlangen konnten.
Mit dabei waren auch My New Zoo aus Nürnberger ("Wave’N’Roll", aha, da lerne ich mal wieder was neues), Markus Rill mit „The Troublemakers“ sowie die V3Houzeband aus AB. das ganze natürlich dann von Frankenwein unterlegt und kerzenbeschienen - gediegen und gleichzeitig schön verrucht zwischen den heiligen Weinfässern, bei denen in Führungen ja normalerweise so getan wird, als würde man schon beim zu scharfen Angucken bestraft.
Voll war´s, und aufgefallen sind wir dank exotischen Tanzarten durchaus auch. So viel sei verraten: Ich weiß nicht mehr genau, wann ich zuhause war. Und ich gehörte definitiv im Gegensatz zu sonst nicht gerade zu den Älteren im Publikum. Also kann ich wohl auch in zehn Jahren noch feiern, wenn man dem Abend und den Gästen dort trauen kann. Sehr beruhigend! Wird wieder frequentiert.

Hier gibt es mehr Infos über den Midlife Club.