
Ein Problem an der Sache ist natürlich, sich im Freundes- und Bekanntenkreis als Karnevalsfan zu outen. Das stößt gelegentlich auf Unverständnis. Meistens mit Argumenten wie: "Ich hasse diese aufgesetzte Fröhlichkeit und ich will nicht auf Kommando Spaß haben müssen".
Aha. Also, ist ja Ansichtssache, aber ich bin im Karneval meistens einfach fröhlich, weil ich da feiern kann. Das ist auch nicht aufgesetzt, denn die Stimmung ist da in der Regel wirklich gut. Man lernt gerade über die Kostüme dauernd Leute kennen, und eigentlich mögen sich immer alle, weil alle gute Laune haben. Im Karneval muss auch keiner auf Kommando Spaß haben, sondern der ergibt sich einfach. Und es ist doch toll, wenn man einen Anlass hat, sich mal völlig auszulassen!
Leider wird mit Karneval dann auch meistens das Thema Prunksitzung verbunden. Prunksitzungen kann ich gar nicht leiden. Die waren bei uns im schönen Sauerland zwar oft die einzige Möglichkeit, in pubertären Zeiten an Bier zu kommen und sich vorher völlig ungeniert am Schminkkasten zu vergreifen (Glitzer!). Man verkrümelte sich aber dann mit den ganzen anderen Pubertierenden ganz gediegen in der letzten Reihe der Schützenhalle Oeventrop und feierte eigentlich Privatparty, denn das Programm war ja vorne und damit weit weg. ;-) Ich erinnere mich aber trotzdem nur zu gut an das "Lied vom Wolpertinger" (Refrain: "Wolperti-Wolperta-Wolpertumderaaaahh"!). Jedes Jahr performed by Willi R., dem Opa einer Klassenkameradin. Leute, das hatte echt Charme! So viel aber nun abschließend zum Thema Prunksitzungen...
Karneval geht ja zum Gück auch ganz anders, denn er hat durchaus viele Gesichter: Straßenkarneval, Faschingszug und Kneipenkarneval sind mir nämlich voll symphatisch. Wenn man da ungeniert die Kostüme der anderen Mitfeierer anstarren kann und auch mal einfach mit den frisch-neuesten Bekannten - z. B. in illustrer Runde mit Napoleon, einem Schwein und Nosferatu - ein Bierchen trinkt. Karneval ist die einzige Zeit im Jahr, in der ich ohne Scham Schlager von Wolfgang Petri mitgröhlen kann und Lieder mit so hochphilosophischen Texten wie "Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei" gespielt werden.
Unser Karneval hat mich und meine kostümierten Mitstreiter mal wieder in die alte Heimat, den Würzburger Nachtwächter, geführt. Um vier Uhr verabschiedeten wir uns von neuen und alten Freunden und verabredeten uns für den nächsten Tag um fünf - im Nachtwächter, versteht sich. Das war etwas gewagt und leider zwangen mich besondere postparty-verarbeitungstechnische Kausalitäten am nächsten Tag, diesen Termin nicht wahrzunehmen... Noch nichtmal zum Faschingszug in der Innenstadt war ich fit, um ehrlich zu sein. Trotzdem kann mich so ein Faschingsabend im Kneipenkarnevalsmetier unheimlich glücklich verkatert sein lassen. Wenn man will, kann man also in Franken prima Karneval feiern!
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