Neulich im Auto auf dem Weg zur Arbeit, an einem megageilen Sonnentag, einem der ersten dieses Jahres, hör ich mal morgens in mein Geburtagsgeschenk rein - das neue Album von Altdeutschrocker Udo Lindenberg. Und ohne Quatsch, auf das Ding hab ich mich schon voll gefreut.
Der Udo hat mich vor ein paar Jahren mit seinem völlig unvorhergesehenen Comeback ("Stark wie zwei") total überrascht. Da hatte er deutsche Berühmtheiten zusammengesucht (Helge Schneider, Jan Delay) die mit Songs aufnahmen. Konzept aufgegangen, Lindenberg wieder voll dabei. Damals hat der Udo ja eher voll im Jetzt gelebt und einfach nochmal durchgestartet, gesagt "Eigentlich bin ich ganz anders, ich komm nur viel zu selten dazu" und dabei noch mal ein bißchen altrockrevoluzzt.
Heute scheint der Udo-"Ufomann" dagegen absoluten Frieden mit sich geschlossen zu haben, wenn er singt: "Baby, ich sag goodbye zu der Lebensänderungsschneiderei. Konsequenz hat einen Namen - und der fängt mit U an".
Zeit spielt in beiden Alben ein große Rolle, und so sind auch die einen oder anderen sehr nachdenklich stimmenden Texte dabei. Dabei belehrt er niemanden, sondern singt scheinbar aus seinem Leben und macht einem auch mal ein bißchen Hoffnung: "Ich trag Dich durch die schweren Zeiten, so wie ein Schatten werd ich dich begleiten. Ich werd dich begleiten, denn es nie zu spät, um nochmal durchzustarten und hinter all den schwarzen Wolken wieder gute Zeiten warten."
Sicherlich ist das, so die FAZ, in gewisser Weise ein "Alterswerk". Doch nicht nur, weil ich da absolut tolerant bin, sondern auch weil ich glaube, dass man (in den meisten Fällen) von Leuten, die doppelt so alt sind wie man selber, sicher irgendwas lernen kann: Ich stimme zu, wenn Udo Lindenberg sagt, dass er schon früh festgestellt, hat, dass er mit einer "geilen Matrix" gesegnet ist.
Eine gehörige Portion sehr selbstbewusste Selbstironie scheint aber auch dabei zu sein, wenn der Udo am Ende nochmal so richtig schön abdreht und in "Dr. Feeelgood" seine speziellen Kenntnisse in der "Udologie" besingt und jeden "Unterrockten" mit der "Panikinfusion" kuriert. Dr. U. bringt also auch noch "kistenweise Libido" mit und ist zweifelsohne absolut partytauglich. (Ich hatte auf jeden Fall eine Megalaune als ich bei der Arbeit ankam.)
Man muss Stimme und den speziellen Duktus durchaus annehmen und sich drauf einlassen, aber den Udo kann man sowieso nur so nehmen wie er ist. Eins nehme ich also mit, wenn ich dem Udo zuhöre: "Und ich werde mich nicht ändern, will keiner anderer mehr sein, ich habe tausend Pläne doch ´n Plan B hab ich keinen - weil´ s eh schon schwer genug ist, einfach nur ich zu sein."
Also: auf ins Lindenberg-Fanoutfit und ab aufs Konzert. Der Udo tourt dieses Jahr nämlich auch noch. Und ich schätz mal, dass ich ziemlich sicher dabei sein werde.