Mittwoch, 25. Mai 2011

Aus gegebenem Anlass: Nur mit meinem Handtuch!

Zum Andenken an den wunderbaren Douglas Adams ist heute, am 25. Mai, der große Towel-Day. Ich hoffe, Ihr hattet alle ein Handtuch dabei, denn das ist zweifelsohne das wichtigste und praktischste Utensil, das man - z. B. auf einer Reise durch die Galaxis - bei sich haben kann. Man kann sich damit zudecken, ein Seil daraus basteln, es als Fallschirm oder auch es als Kleidungsersatz verwenden - vielleicht kann man es auch an wilde Tiere verfüttern, wer weiß.

Ud wer jetzt denkt, ich hab eine Meise, der sollte sich einen Babelfisch ins Ohr stecken oder einfach "Per Anhalter durch die Galaxis" lesen.

Don´t panic!

Dienstag, 3. Mai 2011

Gehört: Progress - Take That im Zeichen der Zeit und der BRAVO!

Neulich brachte eine Mandantin ihre Tochter, 13, mit in die Kanzlei. Letztere hatte - weil beim Anwalt ist es ja schon ziemlich langweilig mit 13 - zur Eigenunterhaltung eine BRAVO! dabei.

Ja echt, Leute, die gibt´s noch! Und sie sieht natürlich irgendwie genauso aus wie damals. Ein kurzer Blick in die Weiten des Internets zeigt mir, dass BRAVO! zwar mittlerweile über einen Internetauftritt, außerdem aber immer noch über dasselbe Themenrepertoire wir zu Pubertätszeiten verfügt. Nur dass heute eben über Taylor Lautner und DSDS, Rihanna und Glee berichtet wird. Zu meinen Zeiten schmückten Take That, Brad Pitt und Die Toten Hosen die Covers. Einmal hatte ich das Glück, dass ein kleines Poster von Soul Asylum enthalten war. Und wahrscheinlich ist ganz Deutschland von Dr. Sommers Aufklärungstipps geprägt - der seit 1969 sexualberatende Erklärbär müsste, wäre er tatsächlich echt, mittlerweile so um die 100 sein.
Fragt sich ernsthaft, was da wohl bei Dr. Sommers gefühltem Alter eigentlich aus den Stars meiner BRAVO!-Zeit geworden ist. Kann ich Euch sogar sagen: Soul Asylums Alben - das letzte erschien 2006 - konnte ich mir auf Grund der pubertären finanziellen Engpässe erst ab 20 komplett zulegen (alle ab 1988 jedenfalls). Die Ärzte scheinen irgendwie ihre Texte nicht mehr mit dem eigenen Hirn zu schreiben und die letzten Alben von den Hosen - falls es welche gegeben hat - habe ich seit diesem bescheuerten Lied vom Kühlschrank ignoriert. Brad Pitt hat ungefähr zwanzig Kinder mit einer Barbiepuppe und aus Johnny Depp ist auf wundersame Weise Jack Sparrow, kauziger Disney-Pirat, geworden.

Um so lieber erinnere ich mich zurück an die guten alten BRAVO!-Zeiten, als das größte Problem Pickel und Jungs waren. Ganz im Zeichen der BRAVO! war mein Zimmer mit Postern so zugepflastert, dass meine Eltern den Sinn des Tapezierens wohl in Frage gestellt haben - mit

Take That.

Tja, Take That... Ich muss ja sagen, dass ich mir mit 14 bei der Trennung schon gedacht habe, dass dieser Robbie Williams es sehr wahrscheinlich mit den ganzen Tattoos und dem "jetzt ist er schwul"-Gerücht karrieretechnisch ganz genau richtig macht. Jedenfalls habe ich keineswegs heulend vor dem Lehrerzimmer gesessen, somdern eher der Dinge geharrt, die da kommen. Vielmehr entlud sich der Trennungsschmerz in Wut auf meine Eltern, welche mir den Besuch eines Konzertes mit 13 untersagten und mir damit vermasselten, Take That (!!!) nochmal live zu sehen. Schließlich gab es ja nach der Trennung keine Chance mehr dazu!!! Das kann einem in diesem Alter schon den Rest des Lebens versauen - ihr seht ja, ich habe es bis heute keinesfalls vergessen ;-).

Take That zu viert gab ich dann nur eine sehr kleine bis gar keine Chance, und einzeln waren die Vier neben Robbie Williams wirklich schlichtweg unerträglich. Ausnahme: Howard Donald, der aber auch als DJ mal was wirklich neues ausprobierte. Wobei es bei Mark Owen ohne die Veröffentlichung von "Child" hätte besser laufen können - dieses Lied hätte wirklich jedem Künstler den Kragen gebrochen... Letzterer erschien mir auch endgültig am Ende angekommen, als ich hörte, er habe allen Ernstes einen Auftritt im englischen Big Brother-Haus hingelegt. Schließlich haben die fünf jetzt das einzige gemacht, was sicheren Erfolg versprach - sich wieder zusammen getan.

Herausgekommen ist, dass ich mir - POST-postpubertär, wie ich eben sein kann - das neue Album natürlich gleich zum Geburtstag wünschte. Zum 30. Geburtstag, wohlgemerkt. Und es heißt Progress. Welch unheilvolle Vorsehung... Schon beim ersten Hören merke ich tatsächlich, dass sich da was verändert hat. Die sind auch nicht mehr 20!!! Und machen auch keine Musik mehr wie in den 90ern! Alles klingt ein bißchen härter, schneller, weiter. Trotzdem supersolide Dance-Songs, bei denen echt nix anbrennen kann. Vielleicht eine zu sichere Sache? Zunächst mal lege ich die CD doch tatsächlich wieder weg.

Irgendwie denke ich aber nach dem BRAVO!-Mandat auf dem Weg aus der Kanzlei, dass es Zeit sein dürfte, die Hörprobe durchzuführen. Progress im CD-Player und Fahrtwind im Twingofahrernacken, erinnere ich mich, wie ich mit 14 herum geschmachtet habe. Jeder von denen (Gary, Mark, Robbie, Jason und Howard - ich kann´s noch!) war absolut unerreichbar entfernt und außerdem auch noch so erwachsen. Und ja, verdammt, die konnten TANZEN, hui! Mit 13 musste man die Sache natürlich anders regeln als heute: Da ging man dann nach der BRAVO!-Lektüre und der visuellen Dauerreizung durch lebensgroße Poster gezwungenermaßen, kurzerhand und schnell zur Kompensation in den Reitstall - Pferde striegeln.
Das waren Momente voller Herzkasper-Flimmern und Qualen, in denen man sich voller Wonne badete. Take That gehören also gewissermaßen zu den Höhepunkten des Soundtracks meiner Schulzeit - schrecklicherweise bin ich wahrscheinlich bis heute vom Traumbild der Überjungs gezeichnet, und Pferdetherapie hilft spätestens ab Volljährigkeit leider nicht mehr.

Mit fortschreitendem Hintersichlassen der Pubertät kommt aber - unaufhaltsam und tragischerweise - auch die Entzauberung. Heute würde ich mit den Herren, die mal Jungs waren, vermutlich ein Bier trinken und darüber grinsen, dass mir unser Altersunterschied so gravierend vorkam - oder ich auch gern älter gewesen wäre (oh mann!!!). Falls die überhaupt Bier trinken - den Gerüchten zufolge müssen alle Diät halten, damit sie auf der Bühne eine gute Figur machen können ;-). Außerdem würde ich nicht kreischen oder in Ohnmacht fallen, wenn ich Mark Owen (Frau, Kinder und - ich kann es einfach nicht verdrängen!!! -Big Brother-Haus!) treffen würde - der Jubel legt sich und man wird beruhigend ruhiger. Auch der Reitstall wird ja dank überzeugender Alternativen nicht mehr frequentiert.

Hmm.

Progress. - Soll das jetzt also heißen, dass wir alle irgendwann erwachsen werden? Soll das heißen, dass ich jetzt nicht mehr mein Leben gegen eine Konzertkarte eintauschen würde? Soll das heißen, dass das Kribbeln aufhört?! Für immer?#$!?

Progress. Nach ein paarmal Hören entfaltet sich da dann plötzlich eine gewisse Leichtigkeit. Da schleichen sich Erinnerungen ein, zum Beispiel an das legendäre Musikvideo zu Pray, bei dem alle Take Thatler in Badehosen aufkreuzten (- schaut Euch das dringend mal an! Reitstall-ALARM, aber hallo!!!).
Aber dazu kommt nun diese absolut coole Gewissheit, sich eine CD ganz ohne gravierende Geldengpässe aus dem Internet herunterladen oder auf ein Konzert gehen zu können, ohne Mama und Papa dazu überreden zu müssen. Jungs hat man genug geküsst und kann sich sogar ernsthaft und überzeugend ein Urteil über gute oder schlechte Küsser erlauben. Ich darf solange ausgehen wie ich will und noch ganz andere Sachen tun. Außerdem suche ich meine Kleidung selber aus, finde meine Kleidergröße nicht mehr im geringsten beunruhigend und mich selbst gelegentlich sogar außerordentlich cool!

Ich kann es kaum fassen, als es mir klar wird: Das ist sie jetzt also - die große Freiheit, von der ich mit 14 geträumt habe! Die paar Falten und grauen Haare nehme ich dafür doch gern in Kauf. Und das erstaunlichste: Ohne Take That mit ihrem nicht gerade vertrauenserweckenden Progress hätte ich das gar nicht bemerkt!

Das Fazit lautet also ganz anders: Take That sind keine Jungs mehr, die 90er und unvorteilhafte bauchnabelfreie Mode sind vorbei, ich darf an Karneval Alkohol ohne Ausweis beim Schlecker kaufen und trotzdem darf ich mir noch voller Aufregung das neue Album von Gary, Mark, Robbie, Howard und Jason wünschen und es mit zittrigen Händen auspacken. Von wegen erwachsen - kreisch! Robbiiiiiiiee! Und Mark Owen hat das Big Brother-Haus ja wohl auch als Sieger verlassen, ätsch!

Wow. Es ist, als wäre John Lennon auferstanden.

Ach ja, ich muss jetzt unbedingt endlich zum Take That-Konzert, fällt mir dabei ein. Es gibt welche in Deutschland stelle ich fest, schon ganz verschwitzt vor dem Rechner sitzend, während meine Finger über die Tastatur huschen und Daten, Orte und Preise erkunden. Das Konzert in München ist erreichbar - ich kann ja selber fahren. Ich bin volljährig! :-)

Dann entdecke ich, dass ich am selben Tag, abends, unaufschiebbare Theater-Verpflichtungen habe. Das heißt - stelle ich voller Entsetzen und nunmehr atemlos und kurz vorm Nervenzusammenbruch fest -ich kann NICHT HIN! Da führt kein Weg dran vorbei. Mein Gott. John Lennon ist gerade im Theater gestorben... Und ich fühle mich wieder haargenau wie 13.


Im Booklet zu Progress steht schlicht "Thank you".
Das gebe ich an Take That zurück, hundertfach, für den Erhalt meiner geistigen Jugend und das Gefühl der unerfüllbaren Träume. Bitte trennt Euch nie wieder, es würde mir das Herz brechen. Ich liebe Euch! - mit 13, 30 und bestimmt auch 53. Und irgendwann, wenn John Lennon aufersteht, werde ich auch endlich auf ein Konzert gehen.

Tipp: Wer wissen will, wie die Herren von heute die Jungs von früher sehen,
der findet das Video zu Happy Now bestimmt genauso witzig wie ich.