Morgens, auf dem Weg zur Arbeit: Die Chello biegt durch die Kitzinger Eingangskurve, die Straße ist voller Autos, die Chello noch etwas unausgeschlafen und dann - BAMMM! Eine riesige Monsterspinne kreuzt meinen Weg! Sie ist ungefähr einen Meter groß und kurz davor, auf mein Auto zu springen. Natürlich stellen sich schlagartig alle Nackenhaare auf, ich fixiere den Angreifer und Schockstarre ergreift mich. Zwei Möglichkeiten gibt es nun: Ich steige vor Schreck derart auf die Bremse, dass es von hinten kracht, oder die Schockstarre zwingt mich dazu, gar nichts zu tun, weshalb ich meinem Vordermann auf den Kofferraum donnere.
Zum Glück der Fahrzeugführer vor und hinter mir kenne ich das alljähriche Spiel schon und es passiert gar nichts, weil ich es eben noch schaffe, korrekt abzubremsen und so gerade die richtige Geschwindigkeitsdrosselung vornehme: Es ist bloß mal wieder Riesenspinnenausstellung in Kitzingen!
Das wunderschöne ebenfalls riesige Plakat mit der Aufschrift "Die phantastische Welt der Riesenspinnen" begleitet mich zuverlässig alle 50 Meter durch die gesamte Innenstadt, sodass ich bis zum Büro schon an die zwanzig Herzinfarkte erleide und total auf 180 bin - und das noch vor acht, na dankeschön.
Für Leute, die sich sogar vor den kleinen Tomatenstrünkchen in der Küche erschrecken, weil die irgendwie auch einer Spinnen täuschend echt gleichen können, ist das natürlich auf der Hauptverkehrsstraße zum Büro der totale Supergau. Ich hasse Spinnen und träume sogar schon nach Genuß des Ausblicks auf dieses blöde Plakat drei Tage schlecht. Und ich bin damit auch nicht allein. Auch Frau D., die mit mir verschreckt im Büro ankommt, schwört: "Wenn da mal eine ausbricht, komme ich nicht mehr zur Arbeit, bis die wieder eingefangen ist". Ich pflichte bei. Am liebsten würde ich ja schon wegen der Plakatierung nicht mehr dort auftauchen. Nicht auszudenken, wenn einem eine in der Garage auflauert oder aus dem Kühlschrank entgegen spaziert. Und das sind Phantasien im Rahmen dieser so "phantastischen Spinnenwelt", die sich mir permanent im schlafenden und wachenden Zustand aufdrängen. Da viele Menschen Spinnen jetzt nicht gerade als ihre liebsten Kuscheltiere ansehen, frage ich mich auch, warum man mit diesen Tieren ausgerechnet die Hauptverkehrsstraße pflastern muss. Das hat schon was kurioses... Wenn ich tatsächlich mal einen Unfal baue, werde ich den Ausstellungsbetreiber jedenfalls ganz bestimmt auf Schadensersatz verklagen.
Zum Glück gewöhnt man sich ja als Mensch an alles. Nach einigen Tagen kann ich meinen Blick schon starr auf die Stoßstange des Vordermanns heften und nehme die Plakate kaum noch wahr.
Am Morgen des 15. Juli habe ich es dann geschafft: Die Plakate sind weg und keine Spinnen-Killer-Monsterschar säumt mehr die Straße. Ich kann es kaum glauben, lasse meinen Blick wieder genüsslich schweifen und wiege mich zunächst in Sicherheit.
Am Freitag Abend dann: BAMMM! Da hat wohl einer ein Plakat vergessen. Und ich hab zum Glück keinen hinter mir auf der Straße...
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