Dienstag, 8. Oktober 2013

Aus gegebenem Anlass: Über die feierliche Eröffnung meines Punktekontos in Flensburg

Eine ganze Weile bin ich jetzt schon dazu übergegangen, nicht mehr die B8 auf dem Weg zur und von der Arbeit zu benutzen. Zunächst zwang mich deren Sperrung dazu, nunmehr auch noch ein hinzutretender Umzug, der ansonsten die Fahrt durch das morgens ziemlich überfahrene Würzburg erfordern würde. Fahr ich also über Frankenkäffer, ist nämlich eh viel schöner und erinnert mich an Zuhause.
Dass mein Mobiltelefon auf der Strecke traurige null Balken in punkto Funknetz zeigt, damit kann ich ja noch leben. (Auch, wenn ich jetzt dieses phantastische kabellose Headset habe, mit dem man beide Hände am Steuer und gleichzeitig volle Schwätzgewalt haben kann).
Dass es da aber nur wenige Meter vorm Ortsausgangsschild, wenn man definitiv schon allein auf Grund des drängelnden Hintermanns inmitten grünender Wiesen und üppiger Vegetation denkt, der Ort sei schon vollständig vorüber gezogen, auf völlig tückisch am Straßenrand platzierte Radarfallen in unscheinbaren Autos trifft, das ist wieder einmal eine ganz und gar enttäuschende Entdeckung über meine Freifahrtbürgerrechte in diesem autofahrerfeindlichen Land!!!
Es gibt ein rotes Flashlight, ich denk noch kurz: Boah, nee, ich bin doch gar nicht in der Disse, und beim reflexartigen Blick auf den Tacho rutscht mir sofort der rechte Fuß auf das linkse rechtse Pedal. Aber alles vergebene Liebesmüh: Shiiiiiit... Mit 80 durch die Ortschaft - Chapeau...! Und schon ist man stolzer Besitzer eines Punktekontos in der nördlichsten Stadt Deutschlands.
So Flensburg-Punkte, die sind nicht etwa 1 mit Sternchen, und die bleiben lange erhalten. Ich bin entsetzt. So Flensburg-Punkte, die können im Ernstfall darüber entscheiden, dass ich nicht mehr oder doch zumindest für eine gewisse Anzahl an Monatssätzen nicht mal überhaupt Auto fahren darf!!!
Und was ist die Konsequenz? Ich seh mich schon für die nächsten zwei Jahre über deutsche Straßen kriechen, immer knapp unterm Limit, wie eine selbst im Sommer behandschuhte Oma mit Seheinschränkungen am Steuer. Ich werde den Verkehr behindern, wo immer es geht, an Kreuzungen ausgiebige Bedenkzeiten zum Thema "Fahren oder Nichtfahren" von meinen Hinterleuten einfordern, mich an Ampeln behupen und auf der Autobahn  von LKWs überholen lassen. Passend dazu könnte ich mir vorstellen, vielleicht einer behäkelte Klorolle auf meiner Kofferraumablage Asyl zu bieten. Oder mir alternativ eine Gehhilfe mit Elfenbeinknauf anzuschaffen, mit der ich dann bei Bedarf nach dem Parkvorgang unauffällig aus dem Auto humpeln kann.
Gut, hab ich erstmal abgewartet. Man weiß ja schließlich nicht, ob man nach sowas überhaupt nochmal von der Fahrerseite aus ein Auto von innen sieht. Das tatsächliche Endergebnis war dann natürlich nicht ganz so schlimm, wie ich vermutet hatte. Das Punktekonto in Flensburg ließ sich dennoch nicht vermeiden. Ich fühle mich irgendwie verfolgt und zu Unrecht verurteilt. Und fahr jetzt auch wieder über die B8. Da ist meistens hundert.

Geblitzt wurde ich dann doch gleich wieder: Im Sauerland. Und ich dachte doch echt, in NRW wär' die Welt noch in Ordnung...!

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