Des Deutschen liebstes Ziel ist immer noch Mallorca, das
nach meinen Recherchen ja sogar mal als 17. Bundesland im Gespräch gewesen sein
soll. Weil die Zeit drängt, wir nur einmal im Jahr so richtig Gelegenheit zum
ausgibigen Nichtstun haben und ausserdem immer noch keinen häuslichen
Internetanschluss (was eine Suche nach spannenden Zielen in aller Welt doch als
recht schwierig gestaltet) fällt unsere Wahl auf eben diese Insel, um dort auch
mal ein paar Tage Urlaub zu machen. Und herrje, sie ist wirklich wunderschön...
wir sind im Norden am Strand von Muro gelandet. Da ist es ruhig und die Bucht
von Alcudia präsentiert hellen Sand und
blaues klares Meer. Deshalb bleiben wir erstmal ein paar Tage dort liegen und
aalen uns in Sonne, Meer und Buffet.
Erst am fünften Tag erkunden wir mit dem Rad Port de Alcudia
und auch Alcudia selbst sowie Pollença.
Port Álcudia
Alcudia
Mit dem Bus geht es nach einem weiteren Ruhetag nach Palma. Der ist mit ca. 12 Euro hin und zurück viel günstiger und praktischer als ein Mietauto. Ich gebe mir dabei dann auch die richtige Dröhnung, denn ich höre auf dem Weg die besten Schlager der letzten ungefähr 350 Jahre, und diese Playlist von der allerallercoolsten Schlager - BILD - CD hat es in sich und muss einfach im Pauschalurlaub mal sein, und wenn es auch nur auf einer Busfahrt gelingt - deshalb muss ich sie Euch vorstellen ;-) :
Nicole: Ein bißchen Frieden (läuft auch jeden Abend an der Bar über der wir wohnen..)
Wolfgang Petry: Verlieben Verloren...
Chirstian Anders: Es fährt ein Zug nach Nirgendwo (Es fährt ein Bus nach Paaaaahalma...)
Marianne Rosenberg Er gehört zu mir
Ibo: Ibiza (auch auf Malle schön)
Dschingis Khan: Moskau (supi: keine Fellstulpen auf Malle nötig!)
Dorthe: Wärst Du doch in Düsseldorf geblieben
Howard Carpendale: Ti Amo
Ninoo di Angelo: Jenseits von Eden
Connie Francis: Schöner fremder Mann
Manuela: Schuld war nur der Bossa Nova
Chirs Wolff: Palma de Mallorca (absoluter Höhepunkt der Liste!!!)
Hoffmann und Hoffmann: Himbeereis zum Frühstück
Trude Herr: Ich will keine Schokolade
Toni Holiday: Tanze Samba mit mir
Jürgen Drews: Ein Bett in Kornfeld
Caterina Valente: Ganz Paris träumt von der Liebe
Mina: Heißer Sand
Allerdings müssen wir am Abend wegen Touristenüberfüllung
auf einen Zusatzbus warten, und zwar eine halbe Stunde. Ist aber nicht so
schlimm, Palma hat mit seinen schönen Gassen und hübsche Häusern dafür auf
jeden Fall genug Entschädigung geboten. Dort kann ich die Kathedrale bewundern,
und außerdem ein bißchen shoppen.
Mit dem Mietwagen erkunden wir am nächsten Tag Inca, Binissalem,
die Jardins d´ Alfabia, das beeindruckende Gebirge vor Sollèr und Port de
Sollèr.
Jardins d ´Alfabia
Auf dem Wochenmarkt von Inca interessiere ich mich für eine blaue Tasche, was uns innerhalb von Sekunden in ein Verkaufsgespräch verstrickt, das mich irgendwie an meine finstersten Feilscherlebnisse aus der Türkei 2012 erinnert... damals bin ich tatsächlich einfach weggelaufen, als es mir zu wüst wurde, aber hier ist mein Liebster schon auf meine Fluchtstrategie vorbereitet und nimmt die Sache selbst in die Hand.
„What is your price“? – „This might bei your price, but not my
price...“- wenn der Liebste dabei ist, brauche ich meine Oma gar nicht, stelle
ich fest. Der feilscht ja noch besser als die alte Dame, und die hat sich,
wahrscheinlich kriegstechnisch und bedingt durch lange Jahre selbstständigen Gastronomendseins,
schon einiges an Künsten angeeignet. Wir prüfen, tasten, fragen nach dem Tier
von dem das Leder stammt und bemängeln die Verarbeitung, während der Verkäufer
die Ware lobt und preist. Dreimal wenden wir uns zum Gehen und erzielen
erstaunliche Preisnachlässe. Der Mann schwärmt vom marrokkanischen Kamelleder
und verrät uns auf Nachfrage, dass er aus dem Senegal stamme. Interessanterweise
hält er auch danach an seinem bemitleidenswert gebrochenen Englisch fest. Very
tricky... frech wird der Bursche jetzt außerdem, weil wir doch sehr bestimmt
gehen wollen. Nach einem klaren und vollständig deutsch aktikulierten "Wenn
du mich beleidigst, nehme ich sie gar nicht" vom Liebsten an den
Vertragspartner kriege ich meine Tasche für eine akzeptable Summe Euros. Auf
ähnliche Weise erhalte ich einen coolen Pareo fürs Patenkind.
Wir suchen in Binissalem vergeblich die Weinberge – denn von
dort gelangt der Wein auf dem mallorquinischen Markt und mundete uns
ausgezeichnet. Trotzdem: Keine Weinberge weit und breit, weshalb wir uns auf
der Route über die Berge mit einem Zwischenstopp in den orientalischen Gärten
von Alfabia einen Überblick von oben verschaffen wollen. Weinstöcke finden wir
auch von dort aus nicht (das Geheimnis haben wir bis heute nicht gelüftet!!!),
aber dafür wunderbare Aussichten und Panoramen.
Abends genießen wir den 50er-Jahre-Flair des Hafens von
Sollèr. Dort ist es wie in den alten Filmen, und ich genieße die Stimmung.
Beim Abendessen zurück im Hotel wissen wir schon, dass es
besser ist, die Umgebung des „Professors“ zu meiden. Der ist zwar
wahrscheinlich nicht wirklich Professor, aber herrlich verschroben und
miteilsam. Neulich ist er und mal beim Frühstück begegnet und hat mich auf
geradezu possierliche Art und Weise an eine Mischung aus „Marcel“ und
„Alexander von Eich“ alias Christian Ulmen in „Mein neuer Freund“ erinnert. Es
ist erstaunlich, wie er - stets lässig im rosa Leinenhemd, von dem nur der
oberste Knopf geschlossen sein darf, und mit auf dem Haupte thronenden Haarreif
(!) - seinem Frauchen die Welt erklärt.
Aus der Mitteilung im Joghurtdeckel, dass der stolze Besitzer des Bechers bei
einem im Internet platzierten Gewinnspiel bis zu 40 Euro gewinnen kann, wird
die bejubelte Nachricht "Guck mal Schatz, du hast 40 Euro
gewonnen!!!" Eigentlich wird alles, was beim Buffet auftaucht, bestaunt
wie ein seltenes Tier und der Dame an der Seite präsentiert. Das finde ich
schon lustig, aber ich musste leider auch mitanhören, dass er die süße schwarze
Katze, die hier offenbar auf Vollpension eingecheckt hat, als „Flozirkus“
bezeichnete. Das geht ja gar nicht: Bettelnde Katzen kriegen immer was von mir
und müssen sich zum Dank dafür von mir streicheln lassen. Der Professor soll
das nicht kommentieren und wir setzen uns woanders hin.
Diese Nachbarschaft allerdings ist wesentlich unangehmer als
„le proffesseur“: Der deutsche Pauschalurlauber mit Bildungshintergrund dank Anstellung
bei der Allianz. Das haben wir schon nach der Bestellung der Getränke raus. Es handelt sich um ein Ebenbild Heino
Ferchs. Behauptet der Typ jedenfalls selbst von sich - ich kann da keine
Ähnlichkeiten entdecken (wohl aber eine
schier unglaubliche Beleidigung für Heino Ferch). Der Herr belehrt, wie man Urlaub
zu machen hat und sportliche Aktivitäten lernt. Eigentlich belehrt er nicht
uns, sondern das arme Paar mit Ossi- Akzent, mit dem man sich offenbar am
selben Tag angefreundet hat. Ich verfolge aufmerksam, wie er sogar das
Radfahren als so außerordentlich technikabhangige Disziplin beschreibt, dass
man als Hobbysportler besser erst gar nicht damit anfängt.
Gut, dass er nicht weiß, was für eine schöne Radtour wir gemacht haber, der Liebste und ich, ganz ohne Helm und Radtrikot gemütlich an der Küste und mit Verzicht auf Führer und Windschatten. Schließlich erzählt er seiner Begleiterin (Internetbekanntschaft und aus Versehen mitverreist oder aber arme Sekretärin) noch ausführlich von seiner Exfrau. Bei jeder Bemerkung der anderen abschätziges Lachen und Eigenkommentare: Der Mann weiss alles besser. Beleidigt Prag und dann auch noch Amsterdam. Dann zu dem anderen Paar, der Herr (der uns entfernt an Angela Merkels Mann Joachim erinnert) hat sich gerade genüsslich in ein wohlverdientes Urlaubsbier versenkt, die Aussage: „Also ich trinke ja gar nichts. Wenn man sich das mal überlegt, wie der Alkohol bei uns vergessen wird als Volkskrankheit! Und ich rede hier von Leuten, die trinken jeden Abend ihre halbe Flasche Wein! Und die denken, das ist normal! Aber das ist nicht normal!“
Gut, dass er nicht weiß, was für eine schöne Radtour wir gemacht haber, der Liebste und ich, ganz ohne Helm und Radtrikot gemütlich an der Küste und mit Verzicht auf Führer und Windschatten. Schließlich erzählt er seiner Begleiterin (Internetbekanntschaft und aus Versehen mitverreist oder aber arme Sekretärin) noch ausführlich von seiner Exfrau. Bei jeder Bemerkung der anderen abschätziges Lachen und Eigenkommentare: Der Mann weiss alles besser. Beleidigt Prag und dann auch noch Amsterdam. Dann zu dem anderen Paar, der Herr (der uns entfernt an Angela Merkels Mann Joachim erinnert) hat sich gerade genüsslich in ein wohlverdientes Urlaubsbier versenkt, die Aussage: „Also ich trinke ja gar nichts. Wenn man sich das mal überlegt, wie der Alkohol bei uns vergessen wird als Volkskrankheit! Und ich rede hier von Leuten, die trinken jeden Abend ihre halbe Flasche Wein! Und die denken, das ist normal! Aber das ist nicht normal!“
Der arme Joachim. Sein Frauchen versucht noch mitzuhalten,
hat aber keine Chance gegen Herrn Allianz - Oberschlau. Ich kann kaum an mich
halten. Der Liebste schaut mich an und grinst. Als der Nachbar beginnt, die
Koalitionspläne der CDU zu analysieren und ohne Sinn und Verstand über Jürgen
Trittin lästert, stehen wir dann endgültig auf. Auf dem Weg zur Tür tut es uns
leid- beim Buffet ist nämlich heute ein Schokobrunnen aufgebaut. Wir nehmen den
Nachtisch (in meinem Fall den zweiten Nachtisch) an einem anderen Tisch ganz
nahe beim Buffet ein. Und ich bin wieder glücklich.
Am nächsten Abend halten wir Abstand. Nicht aber, ohne beim Vorbeigehen zu bemerken, dass jetzt jeder am Tisch nur noch Wasser trinkt. Bis auf den Checker: Der trinkt Cola. Naja, ob das so gesund ist... Armer Joachim, denke ich mir, das war´s mit dem Urlaubsbierchen. Ich drücke ihm die Daumen, dass er sich freistrampeln kann. Vielleicht kann er ja heimlich mal ein Schnapspralinchen essen oder einen Schnellausflug zum Ballermann machen (getarnt als Radfahrkurs oder so), während die anderem am Strand sind.
Am nächsten Abend halten wir Abstand. Nicht aber, ohne beim Vorbeigehen zu bemerken, dass jetzt jeder am Tisch nur noch Wasser trinkt. Bis auf den Checker: Der trinkt Cola. Naja, ob das so gesund ist... Armer Joachim, denke ich mir, das war´s mit dem Urlaubsbierchen. Ich drücke ihm die Daumen, dass er sich freistrampeln kann. Vielleicht kann er ja heimlich mal ein Schnapspralinchen essen oder einen Schnellausflug zum Ballermann machen (getarnt als Radfahrkurs oder so), während die anderem am Strand sind.
Und der Strand, ja,
der Strand ist der Hammer. Vor Freude will ich am ersten Tag, als wir uns
kennenlernen, am liebsten gleich ins Wasser pinkeln und die natürliche Freiheit
des Ozeans spüren. Das Wasser ist aber so klar und es gibt da halt auch noch
andere Badegäste, da lass ich´s lieber
und nehm das Strandbar-Klo.
Very entertainig: Die Ansage des Melonenmanns, der immer mit
eine Schubkarre voller Obst den Strand
abpflügt: „Hallo papa mama happa happa fruti fruti drei euros la melona
pineapple banana coconut! Melona
cocoloco hallo papa mama potentia e vitamina para papa e mama! cocoloco la
melona happa happa!”
Der Mann ist rund, freundlich und lacht fast immer. Ich
könnte mir das ewig anhören. Aber im Wasser warten Fischli und Seesterne und ab
und an weiter draussen eine oder manchmal auch ein ganzer Schwarm faszinierend grosser Quallen, größer als
mein Kopf, auf mich. Ich muss das erkunden! Die Quallen erschrecken mich bei unserer
ersten Begegnung furchtbar. Ich will hinausschwimmen bis zur gelben Leuchtboje
(wie schon am Tag zuvor einmal) habe aber diesmal eine Schwimmbrille auf, die
mir erlaubt, auch unter Wasser alles zu sehen, was ich kurzsichtigerweise so
sehen kann. Sprich: Was sich so im Wasser tummelt, taucht in meinem
beschränkten Sehfeld auch wirklich erst dann auf, wenn ich quasi schon
reinschwimme. Bei einem Schwarm dunkler Riesenquallen der Größe eines
hausverträglichen Hundes ist so ein Treffen verständlicherweise etwas aprupt.
Als wir uns am letzen Tag aber etwas angefreundet haben,
besuche ich die Mädels mit
Kontaktlinsen und stelle fest, dass die ziemlich gezielt vor mir die Flucht
ergreifen. Am Nachmittag bin ich total mutig und fasse einen der prallen
Quallenkörper sogar an. Fest und glatt fühlt sich das an - auf das Anfassen der
Tentakeln verzichte ich vorsichtshalber. Zur Boje schwimme ich trotzdem nicht
mehr. Ich hab nämlich einen ganz natürlichen Respekt vor allem, was da wohl
noch so rumschwimmt und habe kurz hinter einem Quallenschwarm schon zwei
armlange helle und flinke Fische erspäht. Ich streichle stattdessen einen
Seestern. Spongebobs dämlicher Freund
Patrick ist irgendwie weniger unheimlich, weiß meine Zuneigung aber irgendwie
nicht so richtig zu würdigen.
Auf jeden Fall genieße ich die Sonne, diese herrliche,
spanische, warme, streichelzarte Septembersonne. Und bin glücklich. Glücklich,
während der Liebste mich über Mallorcas
Berge durch zerklüftete Felslandschaften fährt oder ich die über 300 Stufen zur
Kirche von Pollenca hocbschreite, nur,
um mir dort glücklich ein Eis zu kaufen und beim Verzehr einer Katze beim
Mittagsschlaf zuzusehen.
In Deutschland fängt jetzt der Herbst an, weiß ich aus dem Wetterbericht der FAZ, die AfD
hat Gott sei Dank nicht den Einzug in den Bundestag geschafft und Angie denkt
vielleicht über eine Koalition mit dem Grünen nach. Schon eine Woche vor der
Wahl habe ich per Brief meine Stimmen verteilt und mich auf dem Herflug
gefragt, ob mir ohne Marcel Reich-Ranicki wohl etwas fehlen wird. Das alles ist herrlich weit weg,
ungefähr in Marsentfernung, würde ich schätzen, und etwa gleich weit weg wie
mein Handy, Emails und Facebook. Das ist mein Urlaubsziel: Erlaubt ist nur eine
Anzahl von ca. fünf Sms, die ich brauche, um meinen lieben Anverwandten meinen
Standort zu offenbaren und Biggis Plz zu erfahren. Als ich ihr dann eine Karte
schreibe, vergesse ich naturgemäß, die PLZ dann auch tatsächlich zu ergänzen und
schmeiße sie ohne in den Postkasten an der Rezeption. Zum Glück ist man dort
gern bereit, mit mir zusammen das Postgeheimnis zu brechen und aus etwa fünfzig
Karten die mit der fehlenden PLZ rauszusuchen, damit ich die wichtigen Zahlen
noch ergänzen kann. Hoffen wir, dass der Vogel sein Ziel erreicht... Wir
jedenfalls sind jetzt längst wieder da – aber noch keine einzige Karte!
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