Donnerstag, 8. September 2011

Gelesen: Das Lotterleben des Mäuserichs Frederick

Da sieh mal einer an: Hab mal wieder was zu lesen gefunden, dass ich schon fast vergessen hätte. Manch ein Klassiker aus der Jugend hat sich offenbar bis heute in den Bestsellerlisten gehalten. Dazu gehört auch die haarsträubende Story von einer faulen, dreisten, auf Kosten anderer lebenden Maus namens Frederick. Als Kind habe ich die Geschichte immer ganz toll gefunden - als Erwachsene sehe ich die ganze Sache jetzt etwas anders. Die Geschichte geht etwa folgendermaßen:
Als es Herbst wird - wie gerade jetzt - sammeln alle Mäuschen fleißig Vorräte und wollen gemeinsam durch den Winter kommen. Das ist viel Arbeit, und alle packen fleißig mit an.
Nur eine Maus ist faul und tut rein gar nichts, liegt in einer Mulde herum und sammelt nix. Das ist passenderweise der Held der Geschichte - Frederick.
Frederick ist weit entfernt von jeglichem Fleiß oder Disziplin, und dass seine Kameraden sich die Pfoten wundsammeln, interessiert ihn nicht die Bohne. Frederick behauptet hartnäckig, er sammle Sonnsntrahlen, Bilder und Erinnerungen. Er lässt sich also die Sonne auf den Bauch scheinen, vertröstet seine Freunde, faulenzt herum und die anderen Mäuschen geben kopfschüttelnd nach und sammeln so gut es geht für ihn mit, damit auch der Spinner durch den Winter kommt.

Es kommt natürlich, wie es kommen muss: Im Winter gehen die Vorräte zu Neige (frisst ja schließlich einer mit, der nichts rangeschafft hat) und dann sitzt die ganze Mäusebande dumm da.

Würde es sich jetzt um ein Fachbuch handeln, würde an dieser Stelle wohl kindgerecht erklärt, warum so manches Tier eben frei nach Darwin (ganz frei nach Darwin) die kalte Jahreszeit nicht übersteht.
Ist aber kein Fachbuch, deshalb folgender Plot: Frederick erwacht natürlich am schlimmsten Punkt der Hungers- und Kältenot aus seiner Faulheitsstarre und erzählt den Mäusen von seinen gesammelten Sonnenstahlen und Sommererinnerungen. Damit kommt die ganz Bande dann durch den Winter.
Aha.

Also ehrlich, eine schönere Ode an die Faulheit und eine bessere Animation, mal besser die anderen für sich ranschaffen zu lassen, bevor man selbst einen Finger krumm macht, habe ich bisher noch nicht gefunden. Vielleicht ist Frederick ja der Grund, warum sich in meiner Alterklasse verdächtig viele Philosophen befinden, die ähnliches wie diese arbeitsscheue, dreiste und faule Maus von sich geben.

Heute würde man Kindern die Geschichte hoffentlich anders erzählen: Nachdem Frederick sich in seiner Mulde den ganzen Herbst die Eier geschaukelt hat, sterben die Mäuse im Winter fast weg. Die Mäuse verzeihen ihm aber, weil der Frühling dann plötzlich kommt, und Frederick ist geläutert. Das Buch könnte damit enden, dass Frederick im nächsten Herbst der fleißigste Sammler von allen wird, weil er verstanden hat, dass man sich gegenseitig helfen muss und nicht die anderen für sich arbeiten lassen darf. Weil alle sammeln, sollen die Mäuse in Gottes Namen dann zusammen Pause in der Mulde machen und sich da zwischen den Vorratsarbeiten die Sonne auf den Bauch scheinen lassen.

Das wäre eine lehrreiche Geschichte. Und das hier war das Wort zum Freitag. Gute Nacht. ;-)

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