Freitag, 28. Oktober 2011

Gesehen: "Vom Wale verweht" im Theater Chambinzky

Also, wie ist das eigentlich so, wenn man Schauspieler im Theater werden will...?

Wer jetzt denkt: "Reicht doch, sich in ein schickes Kostüm zu werfen und Text aufzusagen" - der sollte sich ganz dringend mal ins Theater Chambinzky begeben und dort dem ambitionierten Regisseur Hagen dabei zusehen, wie er aus Ralf, Jelena, Thomas und Katharina echte Schauspieler basteln will, die ihm einen ordentlichen Moby Dick auf die Bühne bringen, der gegen jede Super-Attraktionsvorstellung namhafter Regisseure anstinken kann.

Leider, leider leider... ist Hagen umgeben von einem Haufen mehr unterschiedlichst motivierter denn talentierter aufstrebender Stars, die so ihre ganz eigenen Vorstellungen von der Moby Dick-Inszenierung haben. Ralf zum Beispiel, der würde ganz gern mal den jugendlichen Liebhaber mimen. Während sich das vielleicht ja noch in Moby Dick einbauen ließe, ist das so eine Sache mit der Rolle der Scarlett O´Hara. - ??? - Richtig! Wer Moby Dick gelesen hat, der kann sich gar nicht dran erinnern, dass die da ne tragende Rolle hatte, stimmt´s? Und Captain Ahab hatte auch ein Holzbein an, das aus ihm etwas besonderes machte, und kein Empire-Kleid mit Rüschen. Oder Rhett Butlers Schnurrbart. In "Vom Winde verweht" kam aber meiner Erinnerung nach auch keine Walgeburt vor...

Wer jetzt also wissen will, wie man einen Pfarrer zum würgen bringt, warum Moby Dicks Kindheit so wichtig für das Schwimmen in den Weltenmeeren sein kann und wieso es so bedauerlich ist, dass Melville vergessen hat, die Szene zu schreiben, in der Ahab sein Holzbein kauft - der sollte rasch Karten reservieren und sich zum Thema Rollenfindung informieren.

Übrigens: Ein bißchen Sitzfleisch sollte man schon mitbringen. Aber wer glaubt, dass so ne Probe in anderhalb Stunden erledigt ist, der tut sowieso gut dran, sich eines besseren belehren zu lassen. ;-)

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