Und weil es gerade draußen herrlich schneit und die Straße und der Garten weiß sind, und alles trotz Jobsuche und Ärger über das Examen gerade so unglaublich friedlich ist, will auch ich ein paar ganz persönliche Weihnachtsworte los werden. Denn am Samtag in der Stadt ging es auch für mich los, als ich über den überfüllten Marktplatz lief und Weihnachten mich ganz unverhofft an meinem empfindlichsten Sinn traf: Meinem Geruch. Und da wurde klar: Weihnachten ist über den Weihnachtsmarkt laufen und plötzlich kitzelt einen der Geruch von frisch geschlagenen Tannen in der Nase. Ein bißchen harzig, waldig. Und augenblicklich hat man die ersten Chritsbäume im Kopf, an die man sich als Kind erinnern konnte - und wie die Katze gleich am ersten Tag die schönen Glitzerkugeln runtergeholt hat.
Weihnachten ist die Schlittschuhe rausholen (ganz egal, ob man dann damit fährt oder nicht...). Weihnachten ist Geschenke einpacken - das wird bei uns immer bis zur Perfektion zelebriert, weil im Keller das feine Schleifenband mit passendem Geschenkpapier lagert und jedes Päckchen anders aussehen soll. Weihnachten ist meine scheußliche Weihnachtskassette mit Liedern von Bill Ramsey, Peter Alexander, Roy Black und vielen Kinderchören. Die hab ich schon als kleines Kind gemocht, kann sie von vorn bis hinten auswendig und könnte jeden Ton mitträllern. Weihnachten ist eben ein Fest der Erinnerungen – Erinnerungen an eine Zeit, als man noch an das Christkind geglaubt hat, Erinnerungen, als die Tür des Wohnzimmers den ganzen Tag abgeschlossen war und einen eine schon schmerzhafte Neugierde immer wieder zum Lauschen an der Tür oder zum Gucken durch´s Schlüsselloch getrieben hat, Erinnerungen an eine Zeit, als man Ferien hatte und Schlitten fahren ging und mit Mama und Oma in der Küche beim Plätzchen backen gesungen hat. Und jedes Jahr kommen neue Erinnerungen dazu: Weihnachten ist „Tatsächlich Liebe“ gucken, während mein Liebster mit mir auf dem Sofa sitzt und es in der Wohnung nach Plätzchen riecht.
Deswegen ist Weihnachten auch Advent, wo sich das Jahr dem Ende zuneigt, und eigentlich nicht die drei Tage ab dem 24., sondern im eigentlichen Sinne unendlich viel mehr: Die Zeit davor.
Mein liebstes Weihnachtslied von der Kassette hat folgenden Text, und so kann ich mein persönliches Weihnachten hier mit fremden Worten beschreiben:
Wenn es Dezember wurde, zählten wir als Kind
Wie viele Blätter noch an dem Kalender sind
Mit jedem Morgen wurde der vergangne Tag ein Stück Papier
Und mit der Mutter zusammen sangen wir
Kalender, Kalender
Du bist ja schon so dünn
Jetzt ist es bis Weihnachten
Nicht mehr lange hin
So wie ein Baum ist der Kalender Jahr für Jahr
Mit vielen Blättern dran am ersten Januar
Doch jeden Tag wird dann ein weitres Blatt vom Wind der Zeit verweht
Bis im Dezember das Jahr zu Ende geht
Kalender, Kalender
Du bist ja schon so dünn
Jetzt ist es bis Weihnachten
Nicht mehr lange hin
In unsrem ganzen Leben bleibt ein kleines Stück
Von der Erinnerung an jene Zeit zurück
Und wenn sie Tage kürzer werden und der Schnee vom Himmel fällt
Dann denken viele, ja viele auf der Welt:
Kalender, Kalender
Du bist ja schon so dünn
Jetzt ist es bis Weihnachten
Nicht mehr lange hin
Tja, Bill Ramsey trifft es mit diesen Zeilen doch einfach auf den Kopf. Ich glaube nicht, dass 2009 noch bedeutende Dinge für mich bereit hält. Ich werde nur noch Weihnachten zelebrieren – und wenigstens das soll dieses Jahr endlich mal wieder richtig gut laufen!