Auf dem Weg in den Winter ist es stets ganz außerordentlich wichtig, im Herbst in der ersten Novemberwoche eine kleine Zwischenlandung auf der Allerheiligenkirmes in Soest zu machen. Schon als ich ganz klein war, ist kein Jahr ohne diese Kirmes vergangen. Ich stand damals z. B. total auf diese Ketten aus Knicklichtern und habe mir als Kind eingebildet, die würden länger leuchten, wenn man sie eine Weile in den Kühlschrank legt. Also war nach jeder Allerheiligenkirmes so ein Kringel im Kühlschrank - sehr zur Freude von Eltern und Großeltern, die den dann immer heimlich entsorgen mussten... (Ich habe sogar von den tollen Knicklichterketten geträumt und war immer total enttäuscht, wenn sie nicht mehr geleuchtet haben). Auch mein erster, laut Aussage meiner Eltern wohl etwas gequälter Karussellbesuch, wurde auf der Allerheiligenkirmes absolviert. Es handelte sich wohl um ein Karussell mit vier kleinen Sitzen dran, das mit erschreckender Langsamkeit um sich selbst kreiselte - klein Chello hat natürlich während der ganzen Fahrt geheult. Kleiner Trost: Die Fahrt mit der "Wilden Maus" ein paar Jahre später zusammen mit meinem Papa in einem kleinen Wägelchen, das ständig über die Schienen hinaus zu stürzen schien, habe ich dann besser verkraftet und todesmutig sogar eine zweite Fahrt angetreten. Von der Allerheiligenkirmes existieren jedenfalls eine Menge Geschichten, und immer kommt wieder eine neue dazu.
Auch in diesem Jahr war es also am 06. November wieder soweit. Im Gegensatz zu früher, als ich klein war und immer nur einen von den roten Zuckeräpfeln wollte, habe ich heute nichts gegen Glühwein und Schnäpschen. Wird man auch an jeder Ecke zu eingeladen, zum Beispiel beim Krinoline-Fahren:
Das dumme ist nur, dass ich meistens Fahrer und mit der Black Pearl unterwegs bin... dabei wird man zum Trinken sogar von sprechenden Elchen und anderen lustigen Gestalten animiert.
Wenn es mit Trinken nichts wird, macht das aber gar nichts, weil es auf der Kirmes natürlich das gute Kirmes-Futter gibt!!! Ich liebe Käse-Crêpes, Calamari (frittierte Haushaltsringe) und Champignons. Bsonders schön bunt anzusehen sind aber die vielen tollen Süßigkeiten!
Kokosstückchen Schoko-Obst Kirmes-Äpfel Eine weitere Kindheitserinnerung gibt es auch an fast jeder Ecke: Helium-Luftballons. Früher gab es da Biene Maja, Flip, Dr. Snuggles und die Schlümpfe. Heute sind eher Barbie, Spongebob und Spiderman gefragt. Das schönste Traumpaar habe ich fotografiert: Kitti und Patrick!
Etwas interessant muten die Preise an, die man auf einer Kirmes so gewinnen kann. Man kann dafür Lose kaufen, hau den Lukas spielen (finde ich immer eine fünf-Minuten-Stehpause zum Zugucken wert) oder mit der Flinte auf Karten oder Luftballons schießen. Fast jeder Besucher hat deshalb über kurz oder lang irgendein häßliches Stofftier am Wickel und muss es mit sich herumschleppen.
Das härteste aber war in diesem Jahr der Hauptpreis beim Froschteich, einem Kirmesgeschäft, bei dem man kleine Gummifrösche mittels einer mit einem Hammer zu bedienenden Schleuder in kleine Seerosen katapultieren muss. Die Dame, die den unglaublichen Gewinn - einen riesigen, mittlerweile regendurchnässten Frosch - mit sich herumtrug, hat zum Glück Frösche gesammelt und war auch gleich mit einem Fototermin einverstanden:
Froschteich-HauptgewinnIch war dann ganz froh, bei diesem Spiel noch nie die oberste Seerose getroffen zu haben... ;-)
Das schönste auf der Allerheiligenkirmes ist jedoch das nostalgische Kinderkarussell. Ich liebe schon seit Ewigkeiten die süßen Pferdchen, Glitzer-Spiegelchen und verkordelten Vorhänge an diesem Karussell, frage mich, wo das Karussell schon überall war und ob ich als Kind schonmal damit gefahren bin. Vor dem Karussell verbringe ich in jedem Jahr ein paar romatische Minuten.
Der wahre Inbegriff des Kirmes-Traums... Die
Allerheiligenkirmes, größte Altstadtkirmes Europas, fand in diesem Jahr zum 673. mal statt.
Wer weiter Kirmes-träumen will, kann übrigens den Roman "Spiegelzeit" von Wolfgang und Heike Hohlbein lesen.