Dienstag, 14. April 2009

Oh, Du schönes Sauerland I - Kneipenbummel


Das Osterwochenende habe ich in diesem Jahr mal wieder daheim bei meinen lieben Eltern und der Oma verbracht. Bei traumhaftem Wetter und leckerem Osteressen habe ich festgestellt, dass das Sauerland mich immer wieder dazu treibt, uralte Verhaltensmuster aufzunehmen und plötzlich wieder das Gefühl zu haben, als sei ich nie woanders hingezogen. Ganz im Gegenteil: Sobald ich von der Autobahn komme, bin ich plötzlich wieder 19 und sage mindestens 100 Mal am Tag „Woll“, und benutze Ausdrücke wie „wollze mitfahn“, „hömma“ oder „jau“... Aber schön ist es im Sauerland, besonders im Frühjahr.
Am Samstag treffe ich mich mit Besch und ihrem Freund. Darauf habe ich mich eigentlich am meisten gefreut, denn wir haben uns mindestens seit ihrem Umzug in den hohen Norden nicht mehr gesehen, und das ist eine ganz schön lange Zeit her. Da das gebührend gefeiert werden muss, beschließen wir, es zu machen, wie in alten Zeiten vor dem Erwerb des Führerscheins (kaum vorstellbar, aber es gab tatsächlich mal Zeiten, in denen ich nicht Auto fahren konnte!!!): Wir lassen uns von ihrem Papa hinbringen und von meinen Eltern abholen. In Arnsberg hat sich zum Glück überhaupt nichts verändert und nachdem wir die ersten Abifreunde gesichtet und ihnen Hallo gesagt haben, lassen wir es uns beim Kilkenny und Guinness gutgehen. Wir sitzen auf dem Steinweg vor dem Irish Pub und erzählen Rebeccas Freund die guten alten Geschichten aus der Schule – womit dann auch klar wird, dass wir gerne Lehrer gequält haben, und insbesondere Französich-Stunden bei uns ziemlich unberechenbar waren...
Schließlich kommt es wie es kommen muss: der unvermeidliche Abstecher in den Husemann Keller, wo wir schon lange vor dem Abi Karneval gefeiert, Billard gespielt und die ersten Wochenende-Räusche erlebt haben. Beim Wirt Reiner, wo die Welt irgendwie stehen geblieben ist und es DAB gibt, der sich irgendwie überhaupt nicht verändert hat, außer dass er noch ein bißchen blasser um die Nasenspitze ist als vor ein paar Jahren. Überall im Keller sind eddinggeschriebene Schriftzüge mit Gedichten, Nonsens und Grüßen an der Wand, und ich überlege, wo wir uns eigentlich verewigt haben. Ich kann uns zwar nicht mehr finden, aber irgendwo müssen wir aber sein: Gestrichen worden ist seit damals jedenfalls nicht...
Schließlich kommt die Zeit, zu der meine liebe Mama uns abholen will - und ich fühle mich schlagartig wieder wie mit 17: Vorm Husemann stehen, auf Mama warten und dann im Auto versuchen, einen möglichst guten – vor allem nüchternen – Eindruck zu machen. Es gelingt leidlich, also eigentlich gar nicht. Aber ich genieße das Privileg, dass es mittlerweile überhaupt nicht mehr schlimm ist. Ich glaube, es muss im Gegenteil ziemlich lustig gewesen sein, uns zuzuhören - aber es bestand nach Jahren der Erfahrung mit dem einen oder anderen alkoholischen Kaltgetränk auch keine Sorge mehr, es könnte einem von uns schlecht werden. Zum Glück ist mir sowas auch früher nie passiert, und heute weiß ich, wie beruhigend das auf den Fahrer wirkt.

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