Udo Lindenberg bringe ich unvermeidlich mit den Achtzigern in Zusammenhang, meinem absoluten Hassjahrzehnt der Leggins, Schulterpolster und Neonoveralls in Übergröße. Ich bin auch tendentiell etwas skeptisch, wenn ein Künstler gleichzeitig singt, Bücher herausbringt und nebenher noch Bilder etwa zum Thema „Pimmelköppe“ oder „Panikmetropolen“ malt. Außerdem fällt mir bei Udo immer folgende Liste aus den „Sexuellen Phantasien der Kohlmeise“ ein - Wovor sich Kinder fürchten:
10. Atomkrieg (48%)
9. Spinat (49%)
8. Pickel (52%)
7. Türsteher; Krokodil (54%)
6. Frisör (58%)
5. Gestrecktes "Ecstasy" (65%)
4. klassische Musik (72%)
3. daß sich im Kino so'n langer Kerl genau vor einen hinsetzt! (77%)
2. Markenpiraterie (gefälschtes H&M®, Menthos®, Techno®) (83%)
1. vor dem, was Udo Lindenberg unter dem Hut hat (86%)
Zu Weihnachten schenkte ich meinem Liebsten trotzdem das Lindenberg-Album aus 2008, und eigentlich war dieses Geschenk ein Akt der reinen Nächstenliebe: Der Liebste hatte schon mehrfach gesagt, dass er den Udo ganz cool finde – und ich dachte mir zunächst, dass diese Geschenkidee nicht realisierbar sei – schließlich hieße das ja, dass ich möglicherweise gezwungen sein würde, diese CD mit anzuhören...
Schließlich ließ ich mich mangels besserer Einfälle und wegen nachhaltiger Udo -Lobeshymnen dennoch breitschlagen und kaufte das Album, um es unter dem Christbaum zu legen. Die Überraschung am heiligen Abend war groß, als wir das Album dann tatsächlich in den CD-Player schoben und es überraschend gut war. Insbesondere der Song Nr. 8, „Chubby Checker“, zusammen mit Helge Schneider hatte es mir gleich angetan und ich musste ihn dreimal hintereinander hören.
Und dann heute, dieser Blick auf den blauen Himmel mit ein paar sahneklecksigen Frühlingswolken als Dekoration, da fiel mir der Udo ein und ich warf die CD ein und hörte:
„Als ich noch ein junger Mann war,
saß ich locker irgendwann da,
auf der Wiese vor’m Hotel Kempinski,
Trommelstöcke in der Tasche,
in der Hand ne Cognacflasche,
und ein Autogramm von Klaus Kinski
Guckte hoch aufs weiße Schloss,
oder malochen bei Blohm& Voss,
Nee irgendwie, das war doch klar,
irgendwann da wohn ich da,
In der Präsidentensuite,
wos nicht reinregnet und nicht zieht,
und was bestell ich dann?
Dosenbier und Kaviar..."
saß ich locker irgendwann da,
auf der Wiese vor’m Hotel Kempinski,
Trommelstöcke in der Tasche,
in der Hand ne Cognacflasche,
und ein Autogramm von Klaus Kinski
Guckte hoch aufs weiße Schloss,
oder malochen bei Blohm& Voss,
Nee irgendwie, das war doch klar,
irgendwann da wohn ich da,
In der Präsidentensuite,
wos nicht reinregnet und nicht zieht,
und was bestell ich dann?
Dosenbier und Kaviar..."
Und ich dachte: Rockopa Udo Lindenberg ist ja doch irgendwie in Ordnung. Eben auf seine Art - aber der Autofahrt-Soundtrack für dieses Frühjahr ist hiermit einwandfrei klar.
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