Montag, 16. Februar 2009

Aus gegebenem Anlass: Abgabe



Heute ist tatsächlich mal ein denkwürdiger Tag in meinem doch bisher recht kurzen Leben: Nach immerhin fast drei Jahren ist die Diss endlich eingereicht.
Der Mann vom Copyshop kennt nach gefühlten 3000 Korrekturausdrucken inzwischen meinen Namen, ich weiß die Öffnungszeiten und Preise auswendig und habe die Ungeleimtheiten der Klebebindung kennengelernt. Ich habe Manuelle Umbrüche, Fußnotenformatierungen und das spannende System der Zwischenablage zu schätzen gelernt. Ich habe ein rechtsgeschichtliches Seminar gemacht, die Tücken der Fernleihe überwunden, dabei ökonomisch nicht zu vernachlässigende Summen an Überziehungsgebühren gezahlt, Sekretärinnen mit meinen Bücherausleihwünschen in den Wahnsinn getrieben, selbst den Schock meines Lebens erlitten, als ich wegen des letzten wirklich wichtigen Buches in Professor R.´s Büro danach suchen musste und sogar einmal fast eine Geruchsvergiftung in der Bib erlitten, als ein besonders duftunkritisches Exemplar der Gattung Kommilitone neben mir mehrere Tage im Juristischen Seminar verbrachte und dabei regelmäßig besonders großzügig „Eau de totes Wiesel“ aufgetragen hatte.
Zu guter letzt wollte man noch von mir, dass ich einen handgeschriebenen (!) Lebenslauf abgebe. Dummerweise sieht meine Schrift ja nicht so schön aus, sondern eher so, als habe ein Huhn etwas sehr unschickliches mit dem Papier angestellt. Ich habe also drei Stunden dafür gebraucht, etwas lesbares zu produzieren, dass schlussendlich dann anmutete, als hätte es jemand anderes geschrieben. Wenn man eine Diss einreichen will, muss man außerdem - mal wieder - eine beglaubigte Kopie des Abiturzeugnisses einreichen. Warum, das weiß der Geier. Könnte ja sein, dass man gar kein Abi gemacht hat, dann ohne Abi das juristische Staatsexamen gemacht hat, wo man das Abi zwar eigentlich auch nachweisen muss (aber man weiß ja nie) und sich nun einen Doktortitel erschleichen möchte. Ein bißchen ordnungsfanatisch erscheint mir das ja schon, aber wahrscheinlich nehme ich solche Sachen als alte Nordrhein-Westfälin halt nicht gebührend bayerisch genau.

Ich kann es jedenfalls noch gar nicht fassen – der riesige Haufen Papier, der sich in den letzten drei Jahren hier aufgetürmt hat - liebevoll immer nur „Der Stapel“ genannt – kann erstmal weggeräumt werden.
Außerdem habe ich die seit drei Jahren in der rechten oberen Ecke existierende Ansammlung von Dateien, die alle irgendwie „diss“, „Diss“, „§15AGG“, „Opus“, „Neuopus“, „restdiss“ und ähnlich heißen, aus meinem Blickfeld verbannt: Seit ein paar Tagen sind diese Dateien nicht mehr zu sehen, weil sie verschoben wurden - in einen Ordner, der wiederum in einem Ordner steckt. FREIRAUM. Es sollte sich anfühlen, als habe eine neue Zeitrechnung begonnen.
Irgendwie war es dann aber doch völlig unspektakulär.

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