Mittwoch, 11. März 2009

Steuerrecht mit Hochpunkten

Gestern war wieder einer der Höhepunkte der Referendarzeit: Besprechung der zweiten Steuerrechtsklausur durch Paul Hoch. Beim ersten Aufeinandertreffen hatten wir ihn noch versehentlich für den Hausmeister gehalten. Ich muss unsere Annahme aber verteidigen: Sein Anzug stammte garantiert original aus den Siebzigern, und es gibt eigentlich nur drei Erklärungen für diesen FauxPas aus Blau und braunem Cord: Entweder, er hat den Anzug sehr teuer ersteigert (vielleicht in der Annahme, dass das jetzt wieder besonders retro-schick ist), oder er hat ihn geschenkt bekommen und wollte den Schenker nicht enttäuschen, oder aber er hat ihn aufbewahrt. Seit den Siebzigern. Für schlechte Zeiten oder für die Verteilung von Steuerrechtsklausuren an Referendare...
Bei der Besprechung der ersten Klausur gesellten sich noch eine blaue Baseballkappe nebst einer violette Regenjacke - violett und passend zum Polohemd - dazu. ABER: Meister Hoch wurde für mich ab diesem Tag ja trotz allem der unangefochtene Steuerrechtskönig. Ich habe mich nämlich seltenst so herrlich amüsiert und zitiere nur die schönsten Momente:

"... das kann man so in der Bunte und im Goldenen Blatt lesen. Aber steuerrechtlich sollte man das ´n bißchen aufbereiten".

"Sie können die Aufgabe freiwilllig machen. [...] Wollen Sie noch rechnen? Sind sie fertig? Nicht, dass noch jemand rechnen möchte und ich fange dann an, das zu besprechen und hinterher heißt es dann, dass ist Freiheitsberaubung im Dienst!"

"Nix nix, alles kokolores!"


...und mein persönlicher Favorit (der hat zwar echt gar nix mehr mit Steuerrecht zu tun, aber das war in dem Moment irgendwie auch völlig egal):

"Jeder Pilz ist essbar, aber mancher eben nur einmal."

Die Kommentare an den Klausuren vergisst man bei solcher Unterhaltung dann auch schnell mal. Trotzdem hier eine kleine Auswahl:

„Der Rechtsanwalt ist ein Organ der Rechtspflege und kein Märchenonkel“
(An der Arbeit eines Kollegen, der sich erdreistete, dem Mandanten wirklich mal was zu erklären)

„Wenn das Ihre Begründung sein soll, ist es Blödsinn“ (Weil „daher“ im Text stand)

„UNFUG!“ (An meiner Arbeit, sehr groß)

„ENDLICH!!!“ (An so ziemlich allen Arbeiten irgendwo und öfter)

Seit gestern weiß ich außerdem dank der Besprechung, dass Boris Becker für Schiesser modelt, Freddy Quinn ein großes Haus hat, die Steuerpflicht am Aufenthalt der Zahnbürste hängen kann, Wein und Weihrauch den Heiligen Geist anlocken können und man bei der "Mars"-Bank 1a Kredite für Bundeskanzleranzüge bekommt. Außerdem sind wir wohl alle dem save heaven der Steuerklausur ein kleines Stückchen näher gekommen.

Aber jetzt mal ernst und trotz aller Vorurteile á la Pyjama-Player und so: Alle meine Fragen wurden freundlich und ausführlich beantwortet und die Besprechung war eigentlich sehr aufschlussreich und zudem äußerst gediegen. Konsequenz des Ganzen: Hausmeister Hoch for Finanzminister. Ganz ehrlich. Und die dritte Klausur, die lasse ich mir auf keinen Fall entgehen.

Lieblingswort: Minimal-Latifundium.
(Und an Marina: Ganz echt, ich hab´s nachgeschlagen ;-)

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